Martinimahl 2006
Martinimahl 2006
Bericht der Redaktionskommission
APERO IM KLEINEN SAAL DES HOTELS GLOCKENHOF
{member}(gespendet von Mitzünfter Dr. iur. Bruno Steiner){/member}
Wer gegen Ende des Apéros den kleinen Saal betritt, sieht sich einer grossen Schar dunkel gekleideter Herren gegenüber, den Zünftern mit ihren Gästen. Gruppen haben sich gebildet, in denen diskutiert und angestossen wird, einzelne ziehen umher und begrüssen die bereits Anwesenden. Dann kommt das Kommando des Stubenmeisters, die gemütliche Runde beginnt sich aufzulösen und geht durch den Glockenhof Richtung Saal, dem man nicht ansieht, dass noch Tage zuvor darin geturnt wurde, eine grossartige Leistung des Zeugwarts Oskar Müller mit seinen Helfern.
IM ZUNFT-SAAL DES HOTEL GLOCKENHOF
Vor dem Zunftsaal trifft man sich wieder, wen man beim Apéro noch nicht gesehen hat, wird nun begrüsst, die Anwesenheit wird mit Unterschrift in einem Buch festgehalten, die Zunftgesellen begrüsst, auf dem Plan nachgesehen, bei welcher Tischnummer der eigene Name eingetragen ist und wo sich der Tisch im Saal befindet. Langsam füllt sich der Saal, erste Gespräche am Tisch, ein erstes Mal anstossen und dann beginnt die Zunftmusik mit dem Sechseläutenmarsch. Alle stehen auf, die Vorsteherschaft und die Ehrengäste treten ein und formieren sich hinter dem Vorstehertisch. Ein erster Applaus für unsere Zunftmusik, den Musikverein Harmonie Schwamendingen, Tenues werden gerichtet, die Plätze eingenommen, die Harmonie spielt ein weiteres Stück und dann sind alle bereit für die offizielle Begrüssung der Gäste durch unseren ZM Carlo Hächler und dessen Martini-Rede.DIE ZUNFTMEISTERREDE
Thema: Selffulfilling Prophecy = sich selbst erfüllende Vorhersage. Wir kennen die Zukunft nicht. Doch wie sollen wir zukünftige Ereignisse vorhersehen, um entsprechend reagieren zu können? Er hält fest, dass die Beurteilungen über unsere Zukunft unterschiedlich sind. Wie aber soll der Einzelne wissen, ob er sich für etwas engagieren soll? Kann ich als Einzelner etwas bewirken? Zögern und zuwarten nützt nichts, meint der ZM. Nur wer aktiv ist und das Beste gibt, dem wird das Schicksal wohlgesinnt sein. Das gilt nicht nur für die Armee, auf der seine einleitenden Gedanken basieren, sondern auch für den einzelnen Bürger in seinem Einsatz für Politik, Vereine oder z.B. für eine Zunft.
Wettervorhersagen als Beispiel schliesst er beim heutigen Thema aus, da wir das Wetter doch nicht beeinflussen können. Viel eher gehören die Börsenvorhersagen dazu, denn je mehr Leute daran glauben und sich entsprechend verhalten, desto eher wird sich ein Kurs in die prognostizierte Richtung entwickeln. Dann geht er weiter zu den gesamthaft 5 Arten von Selffulfilling Prophecy.
Wenn Minderheitsmeinungen nicht mehr geäussert werden, wird die Mehrheitsmeinung immer dominanter, die Minderheitsmeinung zieht sich zurück, ist nicht mehr aktiv und verschwindet schliesslich ganz. Wenn Erwartungen immer mehr enttäuscht werden, werden keine innovativen Gedanken und Lösungsvorschläge mehr eingebracht (als Beispiel erwähnt er die Haltung einer Mehrheit der Zünfter gegenüber der Fraumünstergesellschaft). Es entsteht eine Negativ-Spirale - wenn kühne neue Ideen nicht mehr ausgesprochen werden, bzw. werden können, bleibt alles beim Alten. Entwicklungen werden verunmöglicht. Neuem, Ungewohntem und Wagemutigem muss aber Raum gegeben werden.
Wenn eine Organisation überzeugt ist, dass neue Entwicklungen sie nicht bedrohen, so bestimmt das auch deren Haltung. Er überträgt das auf eine Zunft, die glaubt, das Zunftwesen werde als antiquiert betrachtet. Diese Zunft wird sich Neuem gegenüber verschliessen und sich entsprechend defensiv verhalten, sich nicht entwickeln und dadurch von der Oeffentlichkeit wie von jener erwartet, zunehmend als veraltet und überholt abgetan. Ganz im Gegensatz dazu eine Zunft, die an die Zukunft glaubt, d.h. für eine zukunftsgerichtete Entwicklung einsteht. Ihr Verhalten führt dazu, dass sie in der Oeffentlichkeit auch als dynamisch und fortschrittlich wahrgenommen wird, nimmt sie doch Neues auf und entwickelt dieses. Zudem bringen neue Leute neue Ideen, interessante Projekte und Anlässe, bei denen dabei zu sein, attraktiv ist.
Er schliesst mit unserem Wahlspruch, der das positive und zukunftsorientierte Denken unserer Gründer beweist.
Dem Applaus schliesst sich eine weitere Aufführung unserer Zunftmusik an.
{member} AUFNAHME VON PETER BRAUN UND PATRICK KNECHT ALS ZüNFTER
Mitten in angeregte Diskussionen ertönt die Stimme des Dirigenten: «Sächslilüütemarsch - vorwärts - marsch» und angeführt von Herold und Statthalter treten die beiden Neuzünfter ein, die heute durch den ZM in unsere Zunft aufgenommen werden sollen. Den Abschluss macht der Bannerherr.
{/member} In einer kurzen Rede stellt der Statthalter Hanspeter Hauser die beiden Neuzünfter vor, die nach Beschluss des vergangenen Hauptbotts in unsere Zunft aufgenommen
Der ZM übergibt den beiden den Säbel und heisst sie willkommen als Zünfter. Weiter erhalten Sie das Abzeichen und die Satzungen unserer Zunft. Nach Vorspiel durch die Zunftmusik singen alle gemeinsam die erste Strophe der Nationalhymne, der ZM gratuliert den beiden neu Aufgenommenen und dankt auch dem Hauptbott für den positiven Entscheid. {member}Er würdigt die bisherigen Leistungen von Peter Braun und Patrick Knecht und zeigt auf, was es heisst, Zünfter zu sein. Nach gemeinsamem Hochleben und Anstossen auf unsere beiden neuen Mitzünfter dankt Peter Braun in deren Namen für die Aufnahme und dem Hauptbott für das Vertrauen mit dem glänzenden Resultat von 62:0 Stimmen. Weiter lobt er die zunehmend bessere Integration der Reitergruppe unter der Leitung des Reiterchefs Stephan Schneider in die Zunft. Patrick Knecht übergibt dem ZM symbolisch einen Gutschein an neue Zunftfahnen und falls das nicht reichen sollte, ein Stück Stoff für eine Fahne mit Nähzeug und Peter Braun kündigt an, dass sie anschliessend mit jedem einzelnen Zünfter anstossen werden.{/member}
Der ZM dankt den beiden für das Geschenk und bietet ihnen den Ehrentrunk an. Dann führt der Herold die beiden an ihre Tische und unter Begleitung durch die Zunftmusik beginnt die Anstoss-Runde.
Es folgen die Verabschiedung der Musik durch den ZM und nach grossem Applaus ein letzter musikalischer Leckerbissen.
{member} Erich Meier, der Stubenmeister gibt eine Sammelbüchse in Umlauf mit der Bitte, etwas für unsere Tambouren-Gruppe aus Näfels zu spenden, die heute leider wegen eines eigenen Anlasses nicht dabei sein kann.{/member}
Dann dankt der ZM Küchenchef, Direktor, Stellvertreter und deren Mitarbeitern für den grossen und ausgezeichneten Einsatz, dankt und verabschiedet den Direktor J. Peter Schmidtpeter, lädt ihn ans nächste Sechseläuten ein und begrüsst unter grossem Applaus seinen Nachfolger, Matthias Sutter.
Zurück an seinen Platz stellt der ZM sein Rednerpult in die richtige Höhe und lässt damit erahnen, dass die Reihe nun an den Ehrengästen ist.
{member} REDE VON DR. IUR. BALZ RUST, ZM DER STADTZUNFT
(begleitet von Dr. Michael Hässig, Zunftpfleger)
Der ZM stellt den Ehrengast und seinen Begleiter vor. Seit Frühjahr 2005 ZM. Nicht alle waren glücklich über diese Wahl, denn er war sehr geschätzt als Schreiber für seine sehr ausführlichen Berichte, die dann schliesslich aber doch noch beim Thema Stadtzunft landeten. Er führt sein Amt katastrophal - nämlich katastrophal gut. Alle Vorsteher wollen nun plötzlich länger im Amt bleiben. Unser ZM führt das zurück auf die Sekretärin des Ehrengasts, die früher beim Vorgänger arbeitete.
Dann geht er auf den Namen Balz (Balthasar) ein und der Verbindung des Namens zu einem der drei heiligen Könige, der das billigste der Geschenke brachte. Er hofft auf heute etwas Besseres. In der Folge streift der ZM den privaten und beruflichen Lebenslauf von ZM Balz Rust.
Nach einer eher allgemein gehaltenen Einführung stellt dieser fest, dass ihm bei der heutigen Einladung die Rolle der historischen Zunft zugeteilt wurde, sei doch neben der Stadtzunft die noch junge Hottingerzunft mit dem jüngsten ZM eingeladen. Er untermauert das noch mit der Feststellung, dass über dem Eingang des Saals die Wappen der historischen Zünfte und zudem das Wappen der Stadtzunft aufgehängt sind. Er lobt den Zunftmeisteranlass und bedankt sich bei der Zunft und dem OK. Dies sei das Meisterstück unserer Zunft gewesen, womit wir nun volljährig seien. Thema war «Trendig». Wobei er Verständnis dafür zeigt, dass den Gästen nicht Schwamendingen als Trendquartier vorgestellt wurde, sondern Zürich-West, denn Schwamendingen, das höchstens bei den Ausländern trendy sei, könne bei aller Höflichkeit nicht als trendy bezeichnet werden.
Unser ZM habe anlässlich seines Besuchs bei der Stadtzunft Schwamendingen als grünen Stadtkreis erwähnt. Später hat der Redner dann einen Artikel eines grünen Pascal Pauli gefunden, doch bei Vergleich von dessen Foto mit derjenigen unseres Pascal Pauli im Rodel erleichtert festgestellt, dass wir kein grünes Mitglied in unseren Reihen haben. Beim Satz in der Einladung «Unsere Schwamendinger Zunftgesellen stehen Ihnen wie immer zur Verfügung» vermutet er, dass es sich dabei um den Satz handelt, der jeweils in den Einladungen an die Frauenzunft stehe. Aufgrund von Bemerkungen von Werner Rechsteiner und von Carlo Hächler, die er so interpretiert, dass sie auf eine Einladung hoffen, lädt er die beiden zum Zunftchlaus ein. Nach einem Witz über einen Frosch als verzauberter Anwalt geht er zu seinem Begleiter über. Er stellt fest, dass man in Schwamendingen zwischen einem Human-Mediziner und einem Veterinär keinen grossen Unterschied mache, denn ein Zünfter habe diesen aufgesucht, als er an einer besonders heiklen Stelle von einer Zecke gebissen worden sei. Warum dieser Zünfter dafür einen Veterinär aufsuchte, sei ihm erst klar geworden, als er erfuhr, dass sein Begleiter auch Gynäkologe für Rinder sei.
Nach Ueberreichung kleinerer Geschenke geht er noch kurz auf den Vorteil kurzer Reden ein und verweist auf die kürzeste Rede, die je von einem Zunftmeister gehalten worden sei, wobei dieser, Carlo Hächler, nur einen schlichten Dank aussprach und erst noch an die falsche Zunft gerichtet. Nach einem Zutrunk zusammen mit seinem Begleiter antwortet ihm unser ZM.
Er dankt für die Rede «häsch es guet gmacht» und kontert einige der Bemerkungen. Unter anderem stellt er fest, dass die Zunftgesellen wirklich z.V. stehen. Einer von ihnen führe ihn anschliessend nachhause und schlafe dann sogar bei einer seiner Töchter. Bezüglich der Zecke geht er davon aus, dass der Zünfter nicht wegen seinem besten Stück zu einem Veterinär ging, sondern weil er die Zecke retten wollte. Nach Dank, Grüssen an die Stadtzunft, Uebergabe der Bhaltis, Ehrentrunk und hochleben lassen durch alle Anwesenden wendet sich unser ZM dann dem zweiten Ehrengast zu.
REDE VON DR. IUR. MARTIN ECKERT, ZM DER ZUNFT HOTTINGEN
(begleitet von Bruno Würth, Stubenmeister)
Einleitung durch unseren ZM.
Begleiter Bruno Würth, Stubenmeister, war an Hotelfachschule Lausanne und ist heute Geschäftsführer bei Interio.
Martin Eckert freut sich, dass die Zunftgesellen nach dem letzten Sechseläuten wieder im Zunftsaal Platz gefunden haben. Er bezeichnet seine Rede als «Selbsterfüllende Prophezeiung», denn er glaubt, dass er uns eine Freude machen kann. Da Rede selbsterfüllend, fülle er sich nun selbst und nimmt einen Schluck. Er erwähnt seinen Besuch bei uns mit der Kindergruppe. Schon damals fand er, Anton Steiner sei uralt. Unsere Zunft sei «im besten Mannesalter», voller Saft, Geist und Sprutz, ganz wie er selbst und im Gegensatz zum ZM der Stadtzunft. Er erwähnt, dass die Zunft Hottingen bis 1955 nach dem Essen im Dolder den Abend des Sechseläutens in diesem Saal feierte. Die Schwamendinger Zunft befindet sich heute somit im Nachtlokal der Hottinger Zunft. Er übergibt Carlo Hächler das Jubiläums-Buch der Zunft Hottingen, beruhigt ihn, den Ingenieur aber, dass es auch Bilder enthalte. Er hat festgestellt, dass es Serviertöchter mit und solche ohne Zunftabzeichen gibt und fragt sich, was für den Erhalt eines solchen Abzeichens zu leisten sei.
Besonders geprägt habe ihn Bruno Steiner, der es, obwohl Apéro-Spender, vorgezogen hat, nicht zu kommen und ihm so nicht zu begegnen. Dieser habe seinen schwierigsten Fall nämlich dem kleinen Auditor Eckert übergeben. Es handelte sich um den bekannten Brutalofall, bei dem das Fernsehen zeigte, wie sich eine Frau mit bluttem Füdli auf Reissnägel setzen musste, eine furchtbar gruusige Sache, doch eine iuristische Delikatesse. Erstmals musste ein Schweizer Gericht den Anti-Brutalo-Artikel beurteilen und Bruno Steiner heisst heute in Juristen-Kreisen «Brutalo-Porno-Steiner». Einmal vernahm er Wortfetzen wie «Glünggi, Gaggelöri, hebed en», aus dem Büro von Bruno Steiner, stürzte beherzt in dessen Büro, findet dort aber keinen Bezirksrichter, sondern am Pult sitzt dessen Tochter und hört eine Kasperli-Kassette.
Dann wendet er sich an Carlo. Er sei als Vorsitzender der ZM-Versammlung sehr beliebt, weil er kurze Reden halte, so kurz, dass er den Rest auch noch weglassen könnte. Er sei ein SSH-Typ (sunnig, sympathisch, harmlos) - so eine Art Toni Brunner der ZM und demonstriere seine Bodenständigkeit auch gegen aussen gerne im passenden und unpassenden Rahmen. Anlässlich der Hirsebreifahrt, an der alle ZM im vollen Ornat kamen, trug Carlo Hächler sein Hemd offen. Den Rock habe er gleich zuhause gelassen. Sein Lieblingsthema sei der Verkehr in Schwamendingen, wobei sich der Redner, ausgebildet beim Brutalo-Porno-Steiner, nicht vorstellen kann, wie man in Schwamendingen anständig über Verkehr sprechen könne. Rede unser ZM über den Verkehr, so sei das allerdings so spannend, wie wenn man einen Irisgarten in der Vegetationspause besucht.
Er kommt mit einem 2. Geschenk zum Schluss, einem Eintritt zum Kulturama in Hottingen über die Evolution des Menschen. Da könne er 1. lernen, dass die paar Jährchen, welche die Stadtzunft älter ist als unsere Zunft, ein Wimpernschlag sei und 2. es in der Evolution kein grosser Schritt gewesen sei vom Neandertaler zum Schwamendinger. Dann dankt er für den ZM-Anlass und erwähnt speziell Lukas Meier und Pascal Pauli sowie das exzellente Essen. Er stösst an mit dem Hottinger-Wahrspruch «Freundschaft in der Freiheit».{/member}
Unser ZM dankt für die unterhaltenden Worte und Geschenke, bietet den Ehrentrunk an und übergibt die Bhaltis.
Dann übernimmt der Stubenmeister. Dieser kündigt ein zweiteiliges Rahmenprogramm an: eine Basler Schnitzelbank, dann einen Zauberer. Er dankt dem Spender, unserem Mitzünfter Bernhard Frauchiger, für die beiden Darbietungen.
RAHMENPROGRAMM + AUSKLANG
Es marschieren die drei Mitglieder der Basler Clique «Hooseglunggi» ein und beginnen gleich mit dem Einüben des Refrains. In ihrem ersten Spruch erklären Sie, das heutige Thema sei «Kleider machen Leute». Sie karikieren Themen wie: den FCB, Martina Hingis, einen Zeitungs-Artikel über unsere Zunft und den gestohlenen Böögg. Es folgen ein Spruch über den Kommandanten der Schweizergarde, den Trainer des FCB, einige Zünfter und die Bundesräte. Sie schliessen mit «Zem Schluss meecht ych no ebis brichte / Das sin alles woohri Gschichte / Es hett is gfrait mir saage Dangg / Dr Hooseglunggi-Schnitzelbangg.»
Nach dem Abschluss des Martinimahls durch den ZM, Carlo Hächler, geht es über zum letzten gemütlichen Teil, dem Mitternachtsimbiss mit Bockwurst, Hausbrot und Bier vom Fass. Damit können nun auch die von der Reitergruppe gespendeten Cigarren endlich ungestört genossen werden.
Dann geht es ans Verabschieden. Taxis werden gerufen und heim geht's - die Gedanken sicher noch beim erneut geselligen und unterhaltenden Martinimahl.